Blog

„Wir wollen in unserer Organisation echte Veränderungen herbeiführen“

Geschrieben von Caroline Günther | 16.07.2024

Um eine inklusive Unternehmenskultur zu leben, widmet sich der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) dem Thema Antidiskriminierung mit Fokus auf geschlechterspezifische Gewalt und Sexismus am Arbeitsplatz. Lots* berät den VKU zu diesem Prozess und setzte ein Antidiskriminierungstrainingstraining und ein Schlagfertigkeitscoaching mit den Mitarbeitenden um. Eric Keil, Bereichsleiter Personal, Organisation, Finanzen beim VKU hat beide Trainings initiiert. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, warum Diversität für den VKU wichtig ist und ob er sich selbst als Ally in der Kommunalwirtschaft wahrnimmt.

Herr Keil, warum sind Ihnen Trainings zu Diversität am Arbeitsplatz so wichtig?

Eric Keil: Die Entscheidung, dass wir uns beim VKU auf Diversity Trainings konzentrieren, entstand aus dem Wunsch, aktiv an dem Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ teilzunehmen. Es ist uns aber wichtig, dass unser Engagement über bloße Symbolpolitik hinausgeht. Wir wollen in unserer Organisation echte, spürbare Veränderungen herbeiführen. Der erste Schritt war, klar Position zu beziehen und dann strategisch die Trainings zu planen und umzusetzen.

Wie wurden die bisherigen Trainings von Ihrem Team aufgenommen?

Eric Keil: Ein großer Teil des Teams hat positiv darauf reagiert. Interessant war das Feedback, dass neben der theoretischen Auseinandersetzung mit den Themen auch ein Bedarf an praktischen Tools besteht. Das hat uns veranlasst, weitere Trainings wie das Schlagfertigkeitscoaching anzubieten, welches den Mitarbeitenden helfen sollen, in realen Situationen adäquat zu reagieren. Vereinzelt gab es aber auch ein paar Personen, die nicht so begeistert waren. Sie äußerten teilweise, dass sie das Thema für nicht relevant halten, besonders nicht beim VKU.

Was ist Ihnen von den Trainings besonders im Kopf geblieben?

Eric Keil: Die Diskussionen über schwierige Situationen und problematisches Verhalten ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Ich fand es hilfreich, offen darüber zu sprechen, was genau als problematisch gilt und ob man selbst oder Kolleg*innen schon einmal ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Diese Gespräche haben für mich dazu beigetragen, das Bewusstsein zu schärfen und den Umgang mit solchen Situationen zu verbessern – gerade als Mann. Es wurde deutlich, dass die Wahrnehmung dessen, was als unangenehm oder grenzüberschreitend empfunden wird, bei vielen Männern oft weniger ausgeprägt ist als bei Frauen.

Haben Sie nach den Trainings konkrete Veränderungen im Umgang mit Diversity-Themen im Unternehmen feststellen können?

Eric Keil: Direkte, messbare Veränderungen sofort festzustellen, ist oft schwierig. Was ich jedoch sehe, ist eine verstärkte Offenheit in der Kommunikation über diese Themen. Ein weiterer Punkt ist die Handhabung von Situationen bei externen Veranstaltungen, wie Netzwerktreffen oder Konferenzen. Hier stoßen wir zwar an Grenzen, was die unmittelbare Einflussnahme durch interne Trainings angeht, aber wir arbeiten daran, unseren Mitarbeitenden das nötige Werkzeug für mögliche Herausforderungen mitzugeben.

Welche speziellen Herausforderungen sehen Sie in der Kommunalwirtschaft, wenn es um das Thema Diversität geht?

Eric Keil: Die Kommunalwirtschaft spiegelt nicht unbedingt das breite gesellschaftliche Spektrum wider, besonders was die Vielfalt der Belegschaft betrifft. Historisch gesehen haben wir es oft mit einer Dominanz älterer, weißer Männer zu tun. Aber es gibt positive Entwicklungen. Themen wie die Repräsentation von Frauen in Führungspositionen und die Einbindung internationaler Fachkräfte werden zunehmend wichtiger. Wir erkennen auch, dass Themen wie soziale Herkunft an Bedeutung gewinnen, insbesondere bei der Rekrutierung und Entwicklung von Auszubildenden.

Sehen Sie sich selbst als Vorbild bzw. Ally in Bezug auf die Förderung einer inklusiven Unternehmenskultur und Antidiskriminierung in der Kommunalwirtschaft? Wie kann man Vorbild werden?

Eric Keil: Ein Vorbild? Klar, das bin ich bei diesem Thema sehr gerne. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass Diversity und der Kampf gegen Diskriminierung zentrale Themen sind, die aktiv unterstützt werden müssen – gerade aus männlicher Perspektive. Die Wahrnehmung von problematischem Verhalten ist bei Männern oft geringer ausgeprägt als bei Frauen. Innerhalb des VKU und der gesamten Kommunalwirtschaft gibt es viele Personen, die dieses Anliegen teilen. Ich bin stolz darauf, ein Teil davon zu sein.

Unser Hauptgeschäftsführer hat das Thema begleitet und stark unterstützt, was zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Um weitere Vorbilder zu schaffen, ist es wichtig, offen darüber zu sprechen – in Workshops, Veranstaltungen und im täglichen Austausch. Indem wir Stellung beziehen, zeigen wir, dass wir nicht allein sind und stärken diejenigen, die für Diversity und gegen Diskriminierung eintreten. Ich bin überzeugt: Kritische Stimmen sind oft nur Einzelfälle, die laut werden, wenn andere schweigen. Deshalb ist es umso wichtiger, Haltung zu zeigen und andere zu motivieren, ebenfalls aktiv zu werden.

Was würden Sie anderen Führungskräften empfehlen, die ebenfalls Diversity Trainings in ihren Organisationen einführen möchten?

Eric Keil: Zögern Sie nicht – machen Sie einfach! Der Einstieg in solche Maßnahmen kann durchaus mit Widerständen verbunden sein, doch die Erfahrung zeigt, dass die Mehrheit der Mitarbeitenden die Auseinandersetzung mit diesen Themen letztendlich sehr schätzt. Es ist wichtig, Mut zu zeigen und den ersten Schritt zu tun. Die positive Resonanz und die daraus resultierenden Veränderungen im Arbeitsklima rechtfertigen diesen Schritt voll und ganz.