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Zwischen Daten und Bauchgefühl: Was sich jetzt in der Kommunikation zur Kommunalen Wärmeplanung ändern muss

Geschrieben von Steffi Gretschel | 10.02.2025

Angesichts der tiefgreifenden Veränderungen in der Energiewirtschaft müssen Entscheidungen häufig unter erheblicher Unsicherheit getroffen werden. Besonders in der Kommunalen Wärmeplanung treffen technische Machbarkeit, ökologische Ziele und individuelle Ängste der Bürger*innen aufeinander. Bei hohem politischem und öffentlichem Druck helfen Daten, sachlich und neutral zu kommunizieren, ohne sich von Einzelinteressen vereinnahmen zu lassen. Welche Rolle spielt Ihre Intuition und wie trifft die Unternehmenskommunikation am Ende wirklich gute Entscheidungen? 

In Teil 5 unserer Reihe „Daten verstehen“ zeigen wir Ihnen anhand der Ergebnisse unserer Umfrage zur Kommunalen Wärmeplanung, wie Sie datenbasierte Erkenntnisse nutzen, um Bedenken abzubauen – und warum ein ausgewogenes Zusammenspiel von Daten und menschlichem Urteilsvermögen entscheidend ist, um alle relevanten Akteur*innen ins Boot zu holen. 

Daten treffen auf gefühlte Wahrheiten: Der Schlüssel zu besseren Entscheidungen   

Eine sorgfältige Datenanalyse kann Manipulationen und Fehlinterpretationen vorbeugen und damit eine empirisch fundierte Entscheidungsgrundlage schaffen. Gleichzeitig sind Big Data und KI keine Heilsbringer, auf die sich wichtige Entscheidungen abwälzen lassen, denn wie wir mittlerweile wissen, wiederholen Algorithmen häufig bestimmte kognitive Verzerrungen (Biases), z. B. in Bezug auf Geschlecht oder Herkunft.  

Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer, Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, betont außerdem: „Intuition ist nützlich in Situationen der Ungewissheit, wo die Zukunft nicht wie die Vergangenheit ist, und daher eine vollständige Analyse der Vergangenheit oder Big Data in die Irre führen kann“.1 Das trifft erst recht auf die tiefgreifenden und komplexen Transformationsprozesse der Energiewende zu. 

In der Praxis ergänzen sich analytisches Denken und situative Erfahrung:  

  • Daten schaffen Transparenz und Vergleichbarkeit. 
  • Intuition hilft, komplexe Situationen schnell zu erfassen und mit Empathie zu handeln. 

Unter bestimmten Umständen – etwa bei Zeitdruck oder hoher Komplexität – kann der eigene Instinkt effektiver sein als eine datengetriebene Analyse. Die Wirksamkeit der Intuition im Vergleich zur datenbasierten Analyse hängt jedoch maßgeblich vom spezifischen Fachwissen und der jeweiligen Situation ab.

Typische Entscheidungsdilemmata in der Kommunalen Wärmeplanung 

  1. Technische Machbarkeit vs. Bürger*innen-Akzeptanz: Daten können belegen, welche Technologien in einer Region effizient und nachhaltig sind. Doch was, wenn die Bürger*innen diese Technologien nicht akzeptieren? Hier hilft Intuition, mögliche Widerstände frühzeitig zu antizipieren und kommunikativ gegenzusteuern. 
  1. Langfristige Vorteile vs. kurzfristige Belastungen: Daten zeigen oft, dass Investitionen in die kommunale Wärmeplanung langfristig Kosten sparen. Intuition hilft jedoch, die kurzfristigen Sorgen – etwa hohe Anfangskosten oder Baustellen – emotional zu adressieren. 
  1. Eindeutige Fakten vs. unsichere Zukunft: Datenanalysen liefern klare Ergebnisse auf Basis der Vergangenheit. Aber was, wenn zukünftige Entwicklungen wie politische Entscheidungen oder technologische Innovationen unvorhersehbar sind? Intuition unterstützt hier, indem sie Szenarien entwickelt und auf das Unbekannte vorbereitet. 
  1. Standardisierte Lösungen vs. lokale Besonderheiten: Daten können generelle Trends aufzeigen, wie etwa bevorzugte Heiztechnologien. Intuition gepaart mit Fachwissen ermöglicht, lokale Präferenzen und kulturelle Eigenheiten zu berücksichtigen, um individuell passende Lösungen zu entwickeln. 

Handlungsorientierte Erkenntnisse aus der Umfrage 

Wie gut sind die Menschen in Deutschland wirklich über die Kommunale Wärmeplanung informiert und welche Aspekte sind ihnen besonders wichtig? In Zusammenarbeit mit der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) und Civey hat Lots* im September 2024 online 5.000 Bundesbürger*innen ab 18 Jahren befragt.  

Die Ergebnisse der Umfrage zur Kommunalen Wärmeplanung sind ein Weckruf für Kommunikationsverantwortliche und Politiker*innen. Sie zeigen, wie dringend es ist, die Bürger*innen besser zu erreichen und welche zentralen Kommunikationsbedarfe es gibt: 

  • Defizite bei der Information: Knapp drei Viertel der Befragten fühlen sich schlecht oder gar nicht informiert.  

  • Unterschätzte persönliche Betroffenheit: Mehr als 40 % der Befragten glauben, von der Wärmeplanung nicht betroffen zu sein.  

  • Kosten und Transparenz: Die Befragten vermissen eine klare Kosten-Nutzen-Rechnung. 

  • Bedenken und Skepsis: Die Hälfte der Befragten hat Bedenken gegenüber der Umsetzung der Kommunalen Wärmeplanung.

Abb.: Aspekte der kommunalen Wärmeplanung 

So ernüchternd die Daten und Ergebnisse auch sind, sie liefern wichtige Ansatzpunkte für eine gezielte, aufklärende Kommunikation, um bestehende Informationslücken zu schließen und so die Akzeptanz der Kommunalen Wärmeplanung zu fördern.  

Sie bestätigen gleichzeitig die „gefühlten Wahrheiten“ aus der langjährigen Erfahrung in der fachlichen Beratung zu Öffentlichkeitsarbeit und Bürger*innen-Beteiligung: möglichst frühzeitig, zielgerichtet, persönlich, spezifisch sowie lokal kommunizieren. 

Sie kommunizieren schon datenbasiert? Holen Sie noch mehr aus Ihren Daten raus! Sie möchten gern datenbasiert kommunizieren, wissen aber nicht, wie? In unserer Reihe “Daten verstehen” erhalten Sie Impulse für den ersten Schritt. 

Wie Kommunikationsverantwortliche diese Erkenntnisse nutzen können

Die Kommunale Wärmeplanung bietet viele langfristige Vorteile, insbesondere im Hinblick auf die Energieunabhängigkeit, die Kosteneffizienz und den Klimaschutz. Allerdings können die kurzfristigen Auswirkungen – wie Umstellungskosten oder bauliche Maßnahmen – bei den Bürger*innen Unsicherheiten oder Bedenken auslösen.  

Die Umfrage macht deutlich: Eine rein faktenbasierte Kommunikation nutzt nichts, wenn es nicht gelingt, einen emotionalen Bezug zur Lebensrealität der Menschen herzustellen. Hier zeigt sich die Bedeutung eines ausgewogenen Zusammenspiels von Datenanalyse und Intuition.  

Während Daten Transparenz und Vergleichbarkeit schaffen, können Intuition und Empathie dabei helfen, die Bedürfnisse und Ängste der Bürger*innen zu verstehen und gezielt anzusprechen. 

 Was sich jetzt in der Kommunikation ändern muss 

Welche Konsequenzen sollten Kommunikationsverantwortliche daraus für die Kommunikation zur kommunalen Wärmeplanung ableiten? Hier einige Ideen: 

  • Gezielt arbeiten: Zielgruppen segmentieren 
  • Aufsuchend vorgehen: Menschen aktiv und spezifisch ansprechen 
  • Anreize schaffen: Den Bezug zur persönlichen Betroffenheit verdeutlichen 
  • Mehrwert aufzeigen: Mit Argumenten arbeiten, die den Nutzen klar kommunizieren 
  • Emotionen wecken: Storytelling mit persönlichen Geschichten einsetzen, die das Thema nachvollziehbar machen 

Zum Schluss: 3 Erfolgsfaktoren, die Sie kennen müssen 

  1. Zielgruppen verstehen und segmentieren: Nutzen Sie Daten, um Ihre Zielgruppen präzise zu definieren. Entwickeln Sie spezifische Botschaften für Skeptiker*innen, Befürworter*innen und Unentschlossene. 
  1. Frühzeitig und zielgerichtet kommunizieren: Klare Kommunikation und transparente Planung sind entscheidend, um zunächst einmal das notwendige Wissen zu vermitteln und das Thema verständlich zu machen. 
  2. Persönliche Relevanz für die Bürger*innen herauszustellen: Wird ihr Interesse durch konkrete Beispiele und eine direkte Ansprache geweckt, fördert dies eine tiefere Auseinandersetzung und ermöglicht informierte Entscheidungen, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene. So rücken langfristige, positive Effekte in den Fokus.  

Sie kommunizieren schon datenbasiert? Holen Sie noch mehr aus Ihren Daten raus! Sie möchten gern datenbasiert kommunizieren, wissen aber nicht, wie? In unserer Reihe “Daten verstehen” erhalten Sie Impulse für den ersten Schritt. 

Teil 1: Daten verstehen: „Was ist datenbasierte Kommunikation – und was bringt sie Ihnen?“ 

Teil 2: „Die 10 häufigsten Vorbehalte gegenüber datenbasierter Kommunikation – und wie Sie sie entkräften“ 

Teil 3: „Datenquellen für Ihre Projektkommunikation“   

Teil 4: „Daten überzeugend kommunizieren: Drei Ansätze für Verkehrsprojekte“ 

Teil 5 " Zwischen Daten und Bauchgefühl: Was sich jetzt in der Kommunikation zur Kommunalen Wärmeplanung ändern muss"