Die 10 häufigsten Vorbehalte gegenüber datenbasierter Kommunikation – und wie Sie sie entkräften

Diesen Artikel teilen:

Im ersten Beitrag unserer Blogreihe „Daten verstehen“ habe ich die Grundlagen der datenbasierten Kommunikation vorgestellt und gezeigt, wie sie klassische Projektkommunikation ergänzen und verbessern kann. Doch obwohl der Einsatz von Daten viele Vorteile bietet, begegnet datenbasierte Kommunikation in Kommunen und Unternehmen der Daseinsvorsorge immer noch Skepsis und Widerstand. Die Bedenken reichen vom Datenschutz über die Angst vor einer Datenflut und Missbrauch bis hin zur Sorge, dass hohe Kosten und technischer Aufwand die Ressourcen sprengen könnten. Diese Vorbehalte können aus Unkenntnis, schlechten Erfahrungen oder auch allgemeinen Bedenken gegenüber Veränderungen resultieren.  

Heute geht es um die häufigsten Bedenken, die Ihnen bei der Einführung datenbasierter Strategien begegnen können – und Wege, wie Sie diese Vorbehalte entkräften und die Akzeptanz für den Einsatz von Daten erhöhen.  

  

  1. Vorbehalt: Datenflut

Bedenken: „Zu viele Daten führen zu Verwirrung und Fehlentscheidungen.“ 

Antwort: Mit einer klaren Strategie zur Datenidentifikation und -filterung können Sie sich auf die wirklich relevanten Informationen konzentrieren. Dies hilft, Entscheidungen fundiert zu treffen und die vorhandenen Daten besser zu strukturieren und zu priorisieren. Die gezielte Auswahl der richtigen Datenquellen verhindert eine Überwältigung durch Datenmenge.   

Bei der Kommunikation zur kommunalen Wärmeplanung können beispielsweise Stadtwerke die relevanten Daten für Mieter*innen, Eigentümer*innen und Unternehmen hervorheben – etwa Informationen und Rechenbeispiele zu Fördermöglichkeiten für den Austausch alter Heizungen oder konkrete Zeitpläne für geplante Maßnahmen. Ohne technische Details offenzulegen, verdeutlichen verständliche, praxisnahe Informationen den direkten Nutzen für die Zielgruppen.  

  1. Vorbehalt: Fehlinterpretation von Daten

Bedenken: „Daten können irreführend sein und zu falschen Schlüssen führen.“ 

Antwort: Eine sorgfältige und kritische Analyse der Daten ist entscheidend, um Fehlinterpretationen zu vermeiden.  Nicht alle Organisationen haben die nötigen Ressourcen, um komplexe Daten intern auszuwerten. In solchen Fällen können externe Partner hinzugezogen werden, um die Daten professionell zu analysieren. Entscheidend sind dabei eine enge Zusammenarbeit und Transparenz im gesamten Prozess. Durch regelmäßigen Austausch und die gemeinsame Überprüfung der Ergebnisse kann sichergestellt werden, dass die Daten korrekt interpretiert werden und auf einer soliden Grundlage Entscheidungen getroffen werden. So schaffen Sie eine sachliche und präzise Kommunikationsgrundlage und können Missverständnissen vorbeugen. 

  1. Vorbehalt: Datenschutz und Privatsphäre

Bedenken: „Datenerfassung und -analyse verletzen die Privatsphäre von Bürger*innen und Stakeholder*innen.“ 

Antwort: Der Schutz der Privatsphäre hat oberste Priorität. Durch strenge Datenschutzrichtlinien und transparente Kommunikation stärken Sie das Vertrauen Ihrer Bürger*innen und Stakeholder*innen. Nutzen Sie personenbezogene Daten sensibel und nur in anonymisierter oder aggregierter Form. Ein Beispiel: Für die Einführung eines neuen Verkehrskonzepts nutzen die Kommunikationsverantwortlichen anonymisierte Daten zur Mobilität und den Hauptverkehrszeiten, um der Öffentlichkeit verständlich zu machen, wie die Änderungen die Verkehrslage verbessern.  

  1. Vorbehalt: Manipulation und Missbrauch

Bedenken: „Die Nutzung von Daten birgt das Risiko von Manipulation oder Missbrauch.“ 

Antwort: Transparenz ist der Schlüssel zur Vermeidung von Manipulation, Missbrauch oder Fehlinterpretation. Legen Sie gegenüber der Öffentlichkeit und insbesondere den betroffenen Zielgruppen die Prozesse zur Datenerhebung und Analyse offen. Dies und die Einbindung unabhängiger Expert*innen stärkt die Glaubwürdigkeit Ihrer Daten. Regelmäßige Überprüfung und Validierung der Datenquellen tragen zur Sicherung der Datenqualität bei. 

  1. Vorbehalt: Überbetonung quantitativer Daten

Bedenken: „Quantitative Daten vernachlässigen menschliche Aspekte und lokale Besonderheiten.“ 

Antwort: Eine ausgewogene Kombination aus qualitativen und quantitativen Daten schafft ein umfassenderes Bild der Situation. Während beispielsweise Zahlen zu sinkenden Unfallzahlen durch eine neue Verkehrsführung den Nutzen verdeutlichen, können Rückmeldungen der Anwohnenden zeigen, wie sich die Lebensqualität vor Ort verändert hat.  

Blog_bild02.1_#2

  1. Vorbehalt: Kurzfristige Orientierung

Bedenken: „Datenbasierte Ansätze fokussieren zu sehr auf kurzfristige Ergebnisse und vernachlässigen das große Ganze.“ 

Antwort: Langfristige Datenanalysen unterstützen eine nachhaltige Entscheidungsfindung. Dokumentation und Evaluation helfen, aus kurzfristigen Erkenntnissen langfristige Strategien zu entwickeln und so den Überblick über die Gesamtentwicklung zu behalten. So können z. B. in den ersten Wochen nach Einführung einer neuen Busspur kurzfristige Daten zur Fahrgastzufriedenheit gesammelt und kommuniziert werden. Gleichzeitig belegen regelmäßige Umfragen oder Panels über Jahre hinweg die langfristigen Vorteile der Maßnahme und stärken kontinuierlich das Vertrauen der Öffentlichkeit. 

  1. Vorbehalt: Hoher Aufwand und Kosten

Bedenken: „Datensammlung und -analyse sind zu aufwändig und teuer.“ 

Antwort: Während der initiale Aufwand höher erscheinen mag, führen datenbasierte Entscheidungen langfristig zu Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen. Bereits vorhandene Daten, wie Verkehrszählungen oder Nutzerfeedback, können genutzt werden, um Kommunikationsmaßnahmen zielgerichtet und kosteneffizient umzusetzen. 

  1. Vorbehalt: Technische Herausforderungen

Bedenken: „Unsere technische Infrastruktur reicht nicht aus für datenbasierte Kommunikation.“ 

Antwort: Der Einstieg in datenbasierte Kommunikation erfordert oft keine großen Investitionen in neue Technologien. Beginnen Sie mit dem, was bereits verfügbar ist, und bauen Sie darauf auf. Die schrittweise Einführung neuer Tools und Methoden ist eine zukunftssichere Investition. 

  1. Vorbehalt: Mangel an Expertise

Bedenken: „Uns fehlt das Fachwissen, um Daten richtig zu analysieren und zu nutzen.“ 

Antwort: Die Kompetenzentwicklung kann durch Schulungen und Workshops gefördert werden. Die Einbindung von Datenexpert*innen und die Nutzung von Netzwerken unterstützen dabei, die erforderlichen Fähigkeiten im Team aufzubauen. 

  1. Vorbehalt: Widerstand gegen Veränderungen

Bedenken: „Datenbasierte Ansätze bedeuten eine Abkehr von bewährten Methoden.“ 

Antwort: Die Kombination bewährter Methoden mit neuen, datenbasierten Ansätzen bietet die Möglichkeit, das Beste aus beiden Welten zu nutzen. Neue Perspektiven und bisher ungenutzte Potenziale werden sichtbar, ohne auf Altbewährtes verzichten zu müssen. Die Einführung von KI-Technologien erfordert jedoch ein Umdenken in Arbeitsweise und Strategie, um die anstehenden Transformationsprozesse aktiv voranzutreiben und die Akzeptanz für notwendige Veränderungen zu sichern. 

Fazit: Widerstand abbauen und Vertrauen schaffen  

Keine Angst vor Daten! Datenbasierte Kommunikation bietet viele Vorteile. Indem Sie Bedenken aktiv ansprechen und entkräften, stärken Sie das Vertrauen und erhöhen die Akzeptanz für den Einsatz von Daten. So fördern Sie eine fundierte, transparente und zielgerichtete Kommunikation. 

Wien setzt als Smart City mit innovativen Technologien und datenbasierten Ansätzen neue Maßstäbe, auch in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Die Stadt verbindet dabei die Bedürfnisse ihrer Bürger*innen und integriert Impulse aus Wirtschaft und Wissenschaft, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln. In Deutschland zeigt die Urban Data Platform Hamburg, wie ein proaktiver Umgang mit Daten gelingen kann: Sie stellt umfassende Daten für Planer*innen und Bürger*innen bereit. Tools wie die Lärmkarte für Straßenverkehr oder das Verkehrsportal mit Informationen zu Fuß- und Radwegen und Elektroladestationen helfen auch Kommunikationsverantwortlichen vor Ort dabei, Strategien gezielt auf die Interessen der Bürgerinnen auszurichten. 

Im nächsten Beitrag unserer Blogreihe betrachten wir weitere Datenquellen, die Sie für Ihre Projektkommunikation nutzen können.

Themenvorschau: 

  • Teil 3: „Datenquellen für Ihre Projektkommunikation“ 
  • Teil 4: „Drei Ideen, wie Sie mit vorhandenen Daten arbeiten können“ 

 

Diesen Artikel teilen:

Steffi Gretschel

Als leidenschaftliche Kommunikatorin und Strategin berät Steffi Organisationen, komplexe Sachverhalte zielgruppengerecht aufzubereiten – ganzheitlich und mit viel Fingerspitzengefühl.

Hier finden Sie alle Beiträge von Steffi Gretschel

Auch interessant

Daten verstehen: „Was ist datenbasierte Kommunikation – und was bringt sie Ihnen?“

In unserer neuen Blogreihe „Daten verstehen“ widme ich mich der Rolle der Daten in der Projektkommunikation für Organisationen der Daseinsvorsorge. Datenbasierte Kommunikation ist von zentraler Bedeutung für die Mitnahme der schweigenden Mehrheit und für das Gelingen der großen...

Weiterlesen

Unternehmens­beteiligung für Mitarbeitende – so macht es Lots*

14.10.2022 | Von Franziska Morgner | Arbeitswelt

Unternehmensbeteiligung für Mitarbeitende: Seit diesem Jahr setzt Lots* ein eigens von unseren Gesellschafter*innen (Franziska Morgner, Jörg Müller und Henning Schulze) entwickeltes Beteiligungsmodell um. Im Interview erzählt Franziska Morgner, was dieses Modell so besonders macht.

Weiterlesen

Lernreise für psychische Fitness

Psychische Erkrankungen sind immer häufiger der Grund für Fehlzeiten und den frühzeitigen Einstieg in das Rentenalter. Rund 15 Prozent aller Fehltage gehen auf Erkrankungen der Psyche zurück. Dabei ist die Krankheitsdauer mit durchschnittlich 36 Tagen dreimal so hoch wie bei anderen Krankheiten mit...

Weiterlesen