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Den Ausbau von Wasserstoffnetzen mit Stakeholder*innen-Management beschleunigen

Geschrieben von Mareike Wald | 07.07.2025

Die Kommunikation ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für Wasserstoffprojekte. Fehlende Abstimmung zwischen Akteur*innen kann Verzögerungen und steigende Kosten verursachen. Stadtwerke stehen vor der Herausforderung, die Vielzahl an Interessen zu koordinieren, Akzeptanz zu schaffen und Konflikte frühzeitig zu erkennen. Doch wie kann eine effektive Kommunikationsstrategie helfen, dieser Komplexität zu begegnen und welche Rolle spielt das Stakeholder*innen-Management?

Stakeholder*innen-Management?

Stakeholder*innen-Management umfasst alle Maßnahmen, um die Interessen, Erwartungen und den Einfluss verschiedener Anspruchsgruppen in einem Projekt zu berücksichtigen. Während der klassische Ansatz meist das gezielte Steuern und Managen von Stakeholder*innen abzielt, rückt heute zunehmend das Netzwerken und die partnerschaftliche Zusammenarbeit in den Fokus. Voraussetzung für ein wirksames Stakeholder*innen-Management ist, zunächst alle relevanten Akteur*innen zu identifizieren und ihre Anliegen sowie ihren möglichen Einfluss auf das Projekt zu analysieren. So entsteht die Basis für einen offenen Dialog und tragfähige Lösungen.

Warum ist Stakeholder*innen-Management bei Wasserstoffprojekten so komplex? 

In klassischen Infrastrukturprojekten von Stadtwerken sind die Stakeholder*innen oft gut bekannt: Kommunen, Genehmigungsbehörden, Versorgungsunternehmen und Anwohner*innen.

Bei Wasserstoffprojekten erweitert sich dieses Spektrum jedoch erheblich:

  • Neue Industriekunden, die ihre Prozesse auf Wasserstoff umstellen wollen
  • Umweltverbände, die strengere Nachhaltigkeitskriterien fordern
  • Netzbetreiber, die Unsicherheiten in der Versorgung und Netzintegration thematisieren
  • Politische Entscheidungsträger*innen, die förderpolitische und regulatorische Rahmenbedingungen setzen
  • Eine Öffentlichkeit, die bislang wenig über die Chancen und Risiken von Wasserstoff informiert ist

Die Grafik veranschaulicht diese Vielfalt der Stakeholder*innen und stellt zwei verschiedene Ansätze im Umgang mit ihnen gegenüber: organisationsbezogenes vs. anliegenfokussiertes (engl.: issue focused) Stakeholder*innen-Management.

Während der organisationsbezogene Ansatz vor allem auf die Projektumsetzung aus Sicht der eigenen Organisation fokussiert ist, zielt das anliegenfokussierte Stakeholder*innen-Management darauf ab, gemeinsame Lösungen mit den beteiligten Akteuren zu entwickeln.

Gerade für Stadtwerke bietet der issue-focused Stakeholder*innen-Management-Ansatz entscheidende Vorteile. Er:

  • fördert langfristige Akzeptanz,
  • stärkt vertrauensvolle Beziehungen und
  • ermöglicht eine konstruktive Einbindung relevanter Gruppen.

Themen- und Umfeldanalyse als Basis für erfolgreiche Kommunikation 

Gerade bei Infrastrukturvorhaben wie dem Ausbau von Wasserstoffnetzen empfiehlt sich zu Beginn eine systematische Themen- und Umfeldanalyse. Die PESTLE-Methode (Political, Economic, Social, Technological, Legal, Environmental) hilft, das relevante Projektumfeld umfassend zu erfassen: Welche politischen Rahmenbedingungen, wirtschaftlichen Entwicklungen, gesellschaftlichen Trends, technologischen Innovationen, rechtlichen Vorgaben und ökologischen Aspekte beeinflussen das Vorhaben?

Durch diese strukturierte Analyse lassen sich Chancen und Risiken frühzeitig erkennen, Stakeholder*innen gezielt identifizieren und Kommunikationsmaßnahmen passgenau entwickeln. Stadtwerke profitieren davon, weil sie Konfliktpotenziale rechtzeitig adressieren und die Akzeptanz für ihr Wasserstoffprojekt gezielt stärken können.

So setzen Sie Multistakeholder*innen-Management erfolgreich um! 

Diese Maßnahmen unterstützen die Kommunikationsstrategie Ihres Infrastrukturprojekts:

 Methode   Umsetzung 
Langfristige Stakeholder*innen-Pflege und Monitoring  Regelmäßige Analyse von Stakeholder*innen-Interessen und gezielte Pflege wichtiger Beziehungen erhöhen die Akzeptanz und reduzieren Widerstände. Kontinuierliche Dialogformate sichern Vertrauen und langfristige Unterstützung.

Themen- und Umfeldanalyse (PSETLE)

Mit der PESTLE-Methode werden politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche, technologische, rechtliche und ökologische Einflussfaktoren systematisch analysiert. So können Risiken und Chancen frühzeitig erkannt und Kommunikationsstrategien entsprechend ausgerichtet werden.

Vor-Ort-Dialoge

Direkte Gespräche schaffen Transparenz, stärken Vertrauen und ermöglichen einen offenen Austausch zwischen Stadtwerken und Anwohnern. Die Stadtwerke übernehmen dabei eine moderierende Rolle, um unterschiedliche Interessen auszugleichen.

Netzwerkaufbau

Kooperationen mit Industrie, Wissenschaft und Kommunen erleichtern die Umsetzung und schaffen Glaubwürdigkeit. Lokale Multiplikatoren fördern Vertrauen und helfen, eine breite Stakeholder*innen-Basis zu etablieren.

Digitale Plattformen

Online-Beteiligungstools ermöglichen eine frühzeitige Einbindung, digitale Umfragen und Live-Diskussionen fördern Interaktion und helfen, Konflikte frühzeitig zu erkennen.

Szenario-Planung

Durch Simulation möglicher Konfliktfelder und Stakeholder*innen-Reaktionen lassen sich Kommunikationsstrategien gezielt vorbereiten und flexibel anpassen.

Beteiligungsformate

Partizipative Workshops, Bürgerräte oder hybride Diskussionsformate ermöglichen eine aktive Einbindung verschiedener Akteursgruppen und erhöhen die Akzeptanz von Projekten.

 

Ein Beispiel für gelungenes Multistakeholder*innen-Management finden Sie in unserem Whitepaper: Multistakeholder*innen-Management. Erfolgsfaktor für den Ausbau von Wasserstoffnetzen.

 

Fazit: Stakeholder-Management – das kommunikative Fundament Ihrer Wasserstoffinfrastruktur 

Nur wer Stakeholder frühzeitig mitnimmt, wird Wasserstoffprojekte erfolgreich umsetzen. Die entscheidende Frage ist also: Setzen Sie bereits auf eine durchdachte Stakeholder-Strategie – oder reagieren Sie erst, wenn Probleme auftreten?

Erste Schritte, die wir Ihnen unbedingt empfehlen:

  • Evaluieren Sie Ihre aktuelle Stakeholder-Strategie: Sind alle relevanten Akteure erfasst?
  • Nutzen Sie gezielt Methoden wie Vor-Ort-Dialoge, digitale Plattformen und Netzwerkarbeit.
  • Entwickeln Sie eine proaktive Kommunikationsstrategie: Welche Stakeholder müssen wann eingebunden werden?
  • Erstellen Sie ein Akteursmapping, um sowohl kritische als auch unterstützende Stimmen frühzeitig zu identifizieren und gezielt einzubinden.
  • Integrieren Sie Beteiligungsformate wie Bürgerräte oder partizipative Workshops, um verschiedene Perspektiven frühzeitig einzubeziehen.
Für Stadtwerke bedeutet der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur nicht nur technisches Know-how, sondern vor allem kommunikative Weitsicht. Wer frühzeitig in ein strategisches Multistakeholder-Management investiert, kann Projekte beschleunigen, Widerstände minimieren und die gesellschaftliche Akzeptanz erhöhen. Wir unterstützen Sie gerne dabei!

 

Sie möchten die Kommunikationsstrategie Ihrer Wasserstoffinfrastruktur optimieren? In unserer Reihe “Wasserstoffnetze: Ausbau strategisch kommunizieren” erhalten Sie Impulse für die ersten Schritte.

Teil 1: Lots* begleitet Stadtwerke auf ihrem Weg zur Wärmewende  

Teil 2: So kommunizieren sie technische Probleme beim Ausbau von Wasserstoffnetzen 

Teil 3: Den Ausbau von Wasserstoffnetzen mit Stakeholder*innen-Management beschleunigen