Unternehmensbeteiligung für Mitarbeitende: Seit diesem Jahr setzt Lots* ein eigens von unseren Gesellschafter*innen (Franziska Morgner, Jörg Müller und Henning Schulze) entwickeltes Beteiligungsmodell um. Im Interview erzählt Franziska Morgner, was dieses Modell so besonders macht.
Wieso habt ihr euch als Gesellschafter*innen für die Beteiligung eurer Mitarbeitenden entschieden?
Für uns war bereits vor der Gründung von Lots* klar, dass wir unsere Mitarbeitenden am Unternehmen beteiligen wollen. Zum einen, damit sie die Chance bekommen, sich etwas finanziell aufzubauen – und zwar mit Sinn. Warum? Wenn man die Möglichkeit hat, sich aktiv einzubringen, bedeutet das mehr als eine Summe XY ausgezahlt zu bekommen – man entwickelt und gestaltet das Unternehmen mit. Zum anderen trägt eine Beteiligung natürlich auch zur Motivation und Bindung der Mitarbeitenden bei.
Wir Gesellschafter*innen haben uns vorab gründlich mit dem Thema auseinandergesetzt: Geschaut, was passt zu uns – und was nicht. Das war intensiv und hat viel Zeit in Anspruch genommen, aber es hat sich auch unheimlich gelohnt. Die positiven Aspekte eines Beteiligungsmodells überwiegen meiner Meinung nach sehr, auch wenn es mit administrativem Mehraufwand verknüpft ist.
Was ist das Besondere am Lots* Beteiligungsmodell?
Mit dem Modell wollten wir etwas gestalten, was wirklich zu uns passt. Ein großer Teil unserer Überlegungen zielte darauf ab: Wie können wir frühzeitig so beteiligen, dass wir die späteren potentiellen Gesellschafter*innen intensiv kennenlernen, so dass wir eine Entscheidungsgrundlage haben. Wir müssen uns vorstellen können, zukünftig gemeinsame – manchmal auch unbequeme – Entscheidungen zu treffen. Also haben wir ein Stufenmodell entwickelt: Nach zwei Jahren fester Mitarbeit kann man erst stille* r Beteiligte*r werden, später dann Mitgesellschafter*in. Alles freiwillig und nach intensivem Austausch.
Wir haben uns außerdem dazu entschieden, den Zugang über weiche Faktoren zu ermöglichen – also auch für Berufseinsteiger*innen, die noch nicht so viel Rücklagen haben, wie vielleicht andere mit 20 Jahren Berufserfahrung. Oder anders ausgedrückt: Die finanzielle Hürde ist sehr gering. Alle sollen mitmachen können.
Für uns ist vor allem wichtig, dass die Haltung der beteiligten Personen zu Lots* passt. Als stille*r Beteiligte*r stellt sich für jede*n die Frage: Traut man sich das zu? Möchte man zukünftig die Verantwortung für die Firma mittragen? Das kann man dann in drei Jahren herausfinden.
Welchen Nutzen haben die Lots*-Mitarbeiter*innen von dem Modell?
Sie werden finanziell am Erfolg des Unternehmens beteiligt und erhalten einen exklusiven Blick „in den Maschinenraum“. Sie bekommen die Chance, ihre eigene Arbeitswelt zu gestalten. Und gleichzeitig zu schauen: Inwieweit will ich überhaupt gestalten? Möchte ich Entscheidungen treffen? Das kann man alles in der Übergangszeit vom stillen Beteiligten zur Gesellschafter*in lernen und ausprobieren. Und darüber hinaus auch selbst als Persönlichkeit wachsen: eine Facette von sich als Unternehmer*in kennenlernen.
Und welchen Nutzen hat das Unternehmen?
Wenn ich erreiche, dass sich alle Mitarbeitenden wohl fühlen und einen Sinn darin sehen, was sie tun, sich ernsthaft mit den Rahmenbedingungen, in denen sie arbeiten, auseinandersetzen, entsteht ein großer Nutzen für eine Organisation - es entsteht intrinsische Motivation. Der finanzielle Aspekt der Beteiligung ist aus meiner Sicht als Unternehmerin nice to have, der Kern besteht für mich in dem positiven Einfluss des Gestaltungswillens der Beteiligten.
Gibt es Nachteile für die, die sich nicht beteiligen wollen oder noch nicht können?
Wir haben unser Modell über ein Jahr lang entwickelt und unsere Mitarbeitenden an diesem Prozess beteiligt. Auch über dieses Thema haben wir gemeinsam nachgedacht und gesprochen. Mit dem Fazit: Nach zwei Jahren hat jede*r Mitarbeitende*r die Möglichkeit, stille Beteiligte zu werden. Und für alle ist transparent, warum es diese Zeit braucht. Zudem vertrauen wir unseren Mitarbeitenden, dass solche Gedanken gar nicht erst entstehen. Das ist Teil des Lots*-Mindset.
Welche Veränderungen hast du bemerkt, seitdem die Runde der Gesellschafter*innen um die stillen Beteiligten gewachsen ist?
Die erweiterten Runden, die es seit diesem Jahr gibt, sind wirklich angenehm. Es ist toll, wenn man einem größeren Kreis Entscheidungen vorstellt und diese gemeinsam diskutiert. Und den Rückhalt anders wahrnehmen kann, weil man Feedback von Mitarbeitenden mit verschiedenen Rollen in der Organisation bekommt, unterschiedliche Kompetenzen zu einem Thema einholen kann.
Ich freue mich schon darauf, den Kreis auch im nächsten Jahr zu erweitern, um neue Sichtweisen zu gewinnen. Natürlich gibt man dabei als Geschäftsführerin auch Verantwortung ab. Für mich macht es jedoch keinen Sinn, ein Unternehmen zu führen, ohne die Mitarbeitenden authentisch mitzunehmen. Wenn ich ein größeres Gremium habe, was Gedanken einbringt, kann das nur eine Bereicherung für die Entwicklung des Unternehmens sein.