Beteiligung neu gedacht – Online-Sprechstunden

Diesen Artikel teilen:

Abstandsregelungen und Einschränkungen sozialer Kontakte haben dazu geführt, dass digitale Formate des gemeinsamen Austausches und der Zusammenarbeit keine Zukunftsidee mehr sind, sondern ein Teil unseres alltäglichen Lebens.

Kontakt zu Bürger*innen digital gestalten 

Um den direkten Kontakt zur Bevölkerung aufrecht zu erhalten, nutzen mittlerweile einige Politiker*innen Online-Sprechstunden. Gab es diese zwar schon vor den aktuellen Abstandsregelungen – beispielsweise die 2013 etablierte digitale Sprechstunde des politik-digital e. V., ergeben sich momentan neue Bedürfnisse, die eine rasche Verbreitung dieses Kommunikationsformats begünstigen.

Wie läuft eine Online-Sprechstunde ab?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den digitalen Austausch zu gestalten: Eine Variante ist der Livestream, in dem der*die Politiker*in zuvor eingesandte Fragen beantwortet. Etwas dynamischer erweist sich die Kombination aus Livestream und Live Chat. Die wohl unmittelbarste Möglichkeit des Austausches ist jedoch der Videoanruf, in den sich Teilnehmende per Telefon oder Internet einwählen, um ein direktes Gespräch mit dem*der Politiker*in zu führen. Zu Sprechstunden, die sich mit einem spezifischen Thema beschäftigen, werden oftmals weitere Expert*innen eingeladen, die dem Gespräch noch mehr Dynamik und Informationsgehalt verleihen.

Die Vielfalt der Varianten spiegelt sich auch in den technischen Lösungen wider: Facebook, Zoom und Instagram live sind weit verbreitet. Doch auch WebEx und Google Hangouts werden immer beliebter. Einige Tools ermöglichen die Teilnahme sowohl über das Internet als auch übers Telefon. Ein Vorteil haben alle digitalen Lösungen gemeinsam: Sie können aufgenommen und archiviert werden. Auf diese Weise erhalten auch Bürger*innen Zugang, die an dem Termin nicht teilnehmen konnten.

Ein Format für alle?

Ob Staatssekretär*in, Mitglied des Bundestages, Parteivorsitzende*r, Bürgermeister*in, Landtagsvertreter*in oder Kommunalpolitiker*in: Das Bedürfnis, einen direkten Draht zu den Menschen aufrecht zu erhalten, ist überall und parteiübergreifend präsent.

So gibt es digitale Sprechstunden, in denen sich Politiker*innen allgemeinen Fragen der Bürger*innen stellen, aber auch Formate zu konkreteren Geschehnissen wie Bauprojekte oder politische Entscheidungen. Ebenso wird der Austausch mit lokalen Unternehmen und Betrieben digitalisiert sowie die Diskussionsrunde mit den Parteikolleg*innen.

Schaut man sich die vierstelligen Klickzahlen und Anzahl der Kommentare unter den archivierten Bürger*innensprechstunden auf Facebook an, so scheint das digitale Format auch bei den Menschen gut anzukommen. Die hohe Beteiligung lässt sich zum einen durch das gestiegene Informationsbedürfnis während der letzten Monate erklären – andererseits ist die Teilnahme ohne Anfahrtsweg eben auch sehr komfortabel.

Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass gerade ältere Menschen im Umgang mit digitaler Technik ungeübt sind. Hier müssen Unterstützungsangebote bereitgestellt werden, damit die Politik auch weiterhin alle erreichen kann.

Digitale Formate: Eine Chance für demokratische Vielfalt

Digitale Bürger*innensprechstunden zeigen, wie trotz Abstandsregelungen ein kreativer und produktiver Austausch zwischen Politik und Bevölkerung möglich ist. Es ist sinnvoll, digitale Formate auch darüber hinaus zu forcieren, da sie Beteiligung für einige Menschen erleichtern und archivierbar sind. Digitale und analoge Formate können natürlich auch miteinander verbunden werden, um eine Vielzahl an Interessierten abzuholen.

Diesen Artikel teilen:

Conrad Rethfeld

Digitale Workshops, Online-Seminare, digitale Bürger*innensprechstunden: Conrad brennt bei Lots* für digitale Formate. Geprägt durch sein Studium der Kulturwissenschaft und Semiotik, hat er ein starkes Verständnis von kulturellen Prozessen und ihren kommunikativen Systemen – Eigenschaften, die uns in Kund*innenprojekte zugute kommen. Conrads private Leidenschaft? Ganz klar: Italien. Seine Italophilie lebte er zuletzt im Auslandssemester in Turin aus. Bentornato, Conrad!

Hier finden Sie alle Beiträge von Conrad Rethfeld

Auch interessant

Vom Verkehrsversuch zur Verkehrswende

Die Verkehrswende ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Sie ist für den Klimaschutz von ebenso großer Bedeutung wie für eine gerechte soziale Teilhabe. Jedoch: Sie klingt, wie so viele Herausforderungen, erst einmal abstrakt, groß und fühlt sich deshalb schnell so an, als sei sie...

Weiterlesen

Wohnkonzepte im ländlichen Raum – mit Innovation und Dialog zu neuen Perspektiven

Wie wollen wir künftig wohnen, leben und arbeiten? Und was bedeutet es zukunftsfähig zu sein? Diese Fragen wurdenim Oktober 2022 beim Future Districts Summit(des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO)in München diskutiert. Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau...

Weiterlesen

Beteiligungsdaten mit Algorithmen schneller auswerten

In einem Beteiligungsprozess werden jede Menge Daten aus verschiedenen Quellen erfasst und verarbeitet. Als Planer*in und Kommunikator*in stehen Sie damit vor der Herausforderung, die vielen Daten auszuwerten und die Ergebnisse verständlich darzustellen.

Weiterlesen