Die Stadtwerke-Jena-Gruppe und die Stromnetz Hamburg GmbH setzen auf zukunftsfähige Personalentwicklungsformate wie E-Learning und Online-Seminare.
Die Auswirkungen der Corona-Krise fordern von Personaler*innen in Sachen Weiterbildung Innovation und Kreativität. Wie können bereits geplante Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeitende weiterhin ermöglicht werden? Welche Themen müssen zusätzlich ins Portfolio aufgenommen werden? Seminare und Workshops werden vermehrt online durchgeführt. Nicht nur das Homeoffice wurde populär, auch das E-Learning gewinnt in kommunalen Unternehmen an Bedeutung. Denn eines steht fest: Lernen bleibt ein Wettbewerbsfaktor, sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeitende.
Es ist Teil der Personalentwicklung, Qualifizierungsstandards weiterzuentwickeln und den Mitarbeitenden anzubieten. „Wir haben einige Qualitäts- und Kompetenzabgänge in den nächsten Jahren zu verzeichnen. Als Unternehmen müssen wir uns Strategien überlegen, wie wir diese Lücke schließen. Das erreichen wir nicht nur durch Rekrutierung. Wir müssen und wollen unsere Mitarbeitenden auch binden und damit stetig weiterentwickeln“, sagt Andrea Bahde, Fachbereichsleiterin Personalentwicklung von Stromnetz Hamburg, dem Verteilnetzbetreiber der Hansestadt. „Wir sind dabei, zahlreiche Anpassungs- und Aufstiegsqualifizierungen anzubieten. In diesem Jahr starten wir mit einer eigenen Meisterklasse, die unsere Mitarbeitenden berufsbegleitend absolvieren können“, so Bahde.
Die Digitalisierung und ihre Folgen stellen auch neue Herausforderungen an die Führung. Um Kolleg*innen in Verantwortung fit für die Zukunft zu machen und langfristig zu binden, muss auch die Führungskräfteentwicklung überdacht werden. Stromnetz Hamburg hat aktuell 120 Mitarbeitende mit Teamverantwortung befragt, welche Kompetenzen heute und in den nächsten Jahren wichtig für sie sind. Das daraufhin mit der Geschäftsführung abgestimmte Führungskräfte-Entwicklungskonzept umfasst folgende Kompetenzen: Adaptionsfähigkeit und Flexibilität, aktives Zuhören, Umgang mit Komplexität und Ambiguität, Delegieren, Entscheiden und Durchsetzen, ganzheitliches/unternehmerisches Denken, Kundenorientierung, Teamfähigkeit und Kooperation, ziel- und ergebnisorientiertes Handeln.
Wie lassen sich Führungskräfte dahin weiterentwickeln? Zum Erreichen der Fähigkeiten gibt es eine Reihe von Maßnahmen: Coachings sowie Schulungen und Seminare für einzelne Gruppen von verantwortlichen Kräften, Maßnahmen zum Teambuilding, Planspiele und Fallstudien, Traineeprogramme für den Nachwuchs, Rotationsprogramme für erfahrenere Führungskräfte, Mentoring durch erfahrene Entscheidungsträger, unterstützendes Selbststudium mit entsprechender Literatur oder Online-Kurse.
„Während der Corona-Zeit bieten wir allen Führungskräften Online-Seminare zu folgenden Themen an: Führung unter mobiler Arbeit, Arbeitsrecht sowie betriebliche und tarifliche Regelungen“, erzählt Bahde. Letztgenanntes bringt die Personalentwicklung dazu, verstärkt auf neue Bildungstechnologien zu setzen und so noch mehr auch den Erwartungen der online-affinen Mitarbeitenden gerecht zu werden.
Ob Smartphone, Laptop oder Tablet – die digitalen Methoden der Personalentwicklung laufen heute überwiegend endgeräteunabhängig ab. So können sich Mitarbeiter*innen jederzeit und von überall aus weiterbilden. Vielfältige Onlineangebote sorgen für Flexibilität und lassen sich damit selbst an die Herausforderungen des modernen, digitalen Arbeitens anpassen. Das gilt nicht nur für ihre Verfügbarkeit, sondern auch für die angebotenen Inhalte. Die meisten digitalen Fort- und Weiterbildungsangebote aktualisieren sich stetig und reagieren damit schnell auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes.
Die Stadtwerke Jena verfügen – neben klassischen Weiterbildungen in Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen – bereits seit vier Jahren über einen E-Learning-Campus. Eine webbasierte Lösung, die individuelles Lernen ermöglicht, unabhängig von Ort und Zeit. Das Lernen von zu Hause wird zudem als Arbeitszeit gewertet.
„Der Vorteil unserer E-Learning-Kurse liegt darin, dass Inhalte schnell weitergegeben beziehungsweise adaptiert werden können und Aktualität gewährleistet werden kann. Hinzu kommt, dass E-Learning einen Beitrag zum Wissensmanagement im Unternehmen leisten kann, wenn sich Mitarbeitende über die Kurse hinaus miteinander vernetzen und dadurch ein internes Wissensnetzwerk entsteht“, erzählt Nadine Horn, Personalleiterin der Stadtwerke-Jena-Gruppe.
Die Inhalte reichen von Compliance über Datenschutz und Methodenkompetenzen bis zu Energie-Fachthemen. „In den letzten Monaten hat das digitale Lernen noch einmal einen anderen Stellenwert bekommen. Lockdown und Homeoffice haben in kürzester Zeit andere Formen des Lernens notwendig gemacht. Wir haben unseren Beschäftigten durch den E-Learning-Campus die Möglichkeit geboten, sich trotz der Beschränkungen fachlich weiterzubilden“, so Horn.
Eigenverantwortung gefragt
Wenn Unternehmen ihren Mitarbeiter*innen mehr Eigenverantwortung zugestehen, verändern sich zwangsläufig die Rollen von Mitarbeitenden, Führungskräften und HR (Human Resources/Personalabteilung). „Standardansätze wie Seminarkataloge, Jahresplanungen, Weiterbildungstage pro Mitarbeiter*in – funktionieren nicht mehr. Es geht darum, den individuellen Fokus zu schärfen: Was brauchen die Mitarbeitenden, um ihre eigenen Kompetenzen bestmöglich zu entwickeln? Im Zweifelsfall können das Personalentwickler*innen gar nicht wissen – erst recht nicht in unserer heutigen schnelllebigen Zeit. Deshalb werden die Mitarbeitenden selbst zu ihren besten Personalentwickler*innen“, sagt Horn.
Die Digitalisierung der Personalentwicklung ist ein wichtiger Aspekt, sollte aber reflektiert umgesetzt werden. Bei all den Argumenten dafür ist es sinnvoll, nach der Corona-Zeit weiterhin Face-to-Face-Formate zu forcieren. Denn nur so lernt sich das Team persönlich kennen und Anonymität im Unternehmen wird vermieden.
Die Stadtwerke Jena setzen beispielsweise auf sportliche Teambuilding-Aktivitäten und Jobrotation-Programme, die den kollegialen Austausch und das Verständnis für verschiedene Berufsbilder fördern. Oft lohnt es sich daher, Teamfortbildungen im persönlichen analogen Rahmen zu veranstalten und individuelles Lernen digitalisiert anzugehen.
Headerbild: E-Learning-Campus der Stadtwerke-Jena-Gruppe
Dieser Artikel erschien erstmalig am 06. Juli 2020 in der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK).
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