„Wir sind eine lernende Organisation.“ – mit dieser Prämisse beginnt unser Strategiepapier zur Diversität bei Lots*. Dieser simpel klingende Satz birgt aus meiner Sicht eine ziemliche Herausforderung. Worin liegt sie? Es kann tricky werden, diese Prämisse für alle greifbar zu machen und sich auf ein gemeinsames Bild, einen gemeinsamen Start hin zur „lernenden Organisation“ zu einigen. Wie weit in die Tiefe gehen wir? Was bedeutet Lernen eigentlich? Wie oft findet es statt (minütlich im Alltag, in Weiterbildungen, bei Kriseninterventionen oder überall), wie breit, wie schnell… ist Lernen vielleicht keine Tätigkeit, sondern eine Lebenseinstellung? Das Thema „Vielfalt“ ist gespickt mit solchen Herausforderungen, die sich erst auf den zweiten Blick entfalten.
Ich weiß, dass ich nichts weiß.
So in etwa wird gern Sokrates zitiert. Für mich steckt da viel drin. Lernen ist für mich nämlich langsam zu einer Lebenseinstellung geworden. Was Lernen wirklich bedeutet (zumindest für mich); wie Lernen wirklich funktioniert (zumindest für mich); das ist mir erst im Kontext von Diversität so richtig klar geworden. Vielfalt verstehen und leben ist ein Lebensthema, das ganz viel mit einem selbst zu tun hat. Und in dem nichts selbstverständlich ist und gleichzeitig alles selbstverständlich ist. Das muss frauman erstmal für sich begreifen und – lernen. Für mich beginnt Lernen also mit einem täglichen In-Frage-Stellen meines Status quo. Oje.
Ich habe schon mal gelernt, entspannt zu akzeptieren, dass wir alle heute mehr wissen als gestern und morgen mehr wissen werden als heute und zu akzeptieren, dass das ok so ist. Vielmehr, dass darin die Chance zum Leben leben steckt. Jede*r kann ein*e Lehrer*in sein, jede*r ein*e Lernende*r.
Was ist mein Ausgangspunkt? Anerkennen, dass man noch nicht „die Weisheit mit Löffeln gegessen hat“. Anerkennen anderer Perspektiven und Standpunkte und damit meine ich nicht diese oberflächliche „jaja, jeder darf…“, sondern eine innerliche Haltung dazu, dass ICH NICHT RECHT HABEN muss. Anerkennen, dass Neues keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung ist. Anerkennen, dass es immer weiter geht. Es gibt kein „So ist es nun mal.“ Oder kein „Das macht man so.“
Kleine Schritte
Kaizen, die japanische Lebensphilosophie der kleinen Schritte ist für mich (ohne, dass ich es „Kaizen“ nennen würde) mein Weg, wie ich Lernen in meinen Alltag hinein schummeln kann, ohne dass es anstrengend wirkt oder wird. Und jedes Mal kann bin ich überrascht über die Verschiebung und Bewegung, wenn ich sie aus der Retrospektive betrachte. Große Vorhaben (z. B. „kann ich/wie kann ich eine gute Ally sein, die motivierend und chancenorientiert führt“) werden möglich(er), wenn ich es jeden Tag ein bisschen versuche und vor allem – wenn ich mir ihrer jeden Tag ein wenig gewahrer werde.
So versuche ich auch unseren Kund*innen die Ängste vor dem großen Berg und dem unbekannten Weg zu einem diversitätslebenden Unternehmen zu nehmen. Sich das vorzunehmen, was man heute schaffen kann, sich über kleine Fortschritte zu freuen, das Ganze als einen Weg, einen Prozess zu betrachten, hilft, sich dem großen Thema zu stellen.
Wo der Weg beginnt, wo er entlang geht und wo das Ziel ist, das bestimmt jeder Mensch und jede Organisation selbst. Auch Lots* und die Lots*is.