In unserem Lots*-Diversitäts-Strategiepapier heißt es: Ohne Offenheit können wir uns nicht verändern. Offen wofür? Für neue Themen? Den Schatz am Ende des Regenbogens? Für den anderen, den, der sich öffnet? Offenheit erfordert Mut. Veränderung erfordert Mut.
Die Wortgruppe „Mut zur Veränderung“ ergibt bei Google 4,8 Mio. Treffer. Scheint also einige zu interessieren und zu beschäftigen. „Diversität“ setzen viele Menschen und Organisationen mit „oh ja, Veränderung“ in Beziehung, und das ist wohl auch ganz richtig so. Und daraus folgt wohl auch Diversität = Veränderung = ein wenig unangenehm.
Denn Veränderung ist zwar lebensnotwendig, aber ungemütlich, nur sie führt uns in die Zukunft und macht uns gleichzeitig Angst, sie ist anstrengend, mit inneren und äußeren Widerständen verbunden und bedeutet Gewohntes loszulassen. Wer will das schon so ganz freiwillig? Also ich nicht.
Mega!!
Die Entwicklung zu einer diversen Gesellschaft, (“diverse Gesellschaft” meint laut Wikipedia, dass die Gesellschaft Vielfalt anerkennt) ist eines der so genannten Zukunftsthemen, die regelmäßig von Instituten, Hochschulen oder Unternehmensberatungen erforscht bzw. gekürt werden. Hinter jedem dieser Sätze lauern auslegbare Aspekte. Ich frag mich zum Beispiel sofort: Was bedeutet genau „anerkennt“? Toleriert? Spürt? Fühlt? Nicht mehr drüber nachdenkt? Wann ist die Zukunft?
Die sogenannten Megatrends (das sind theoretische Modelle, die entwickelt werden, um den Wandel der Welt zu verstehen) benennen neben KI oder …hm… Blockchain den „Gendershift“ oder den „demographischen und sozialen Wandel” (fast synonym, je nachdem bei wem frauman recherchiert) als einer der größten Einfluss-Faktoren für diesen Weltenwandel. Es ist also ziemlich sicher: Wir kommen da alle nicht drumherum, das geht nicht so ganz von alleine vorbei. Wir sind mittendrin.
Ja, aber…
Wer Kinder hat, Haustiere oder einen Garten, wird täglich daran erinnert: Alles fließt. (Schon wieder so ein alter Grieche!) Wir fließen auch mit, vor allem wenn wir es wollen und wenn wir hinschauen. Das Gewahrwerden der eigenen Vorurteile, der eigenen Privilegien und der eigenen Diversität ist Teil eines persönlichen Lernprozesses, der in einem individuellen Tempo abläuft. Sich selbst in Frage zu stellen, kann ein bisschen oder ein bisschen sehr irritieren.
Gleichzeitig bin ich, sind wir überzeugt, dass Menschen Veränderung dann vertrauen, wenn sie diese mitgestalten können. Das bedeutet miteinander reden, nicht gleich „ja Abern“ nicht gleich abtun, nicht davon ausgehen, dass es „einem früher ja auch nicht geschadet hat“. Kontext sehen, Perspektive wechseln, offen sein. So mutig sein, anzunehmen, dass Dinge anders ein können, als man selber meint. Für mich hat das Verständnis von Vielfalt einfach etwas mit Menschsein zu tun.
Wo können wir uns öffnen? Manfrau braucht eine bestimmte Atmosphäre dazu. Was es auch braucht, sind gute Beispiele, Mitstreiter*innen, Allys, Teams, Vorreiter*innen, Menschen, die ihr Scheitern, ihre Scham und ihre Emotionen teilen. Ich wünsche mir, diese Rolle(n) bei einer diversitätsorientierten Organisationsentwicklung einzunehmen.
Die Veränderung für uns beginnt dabei, genauer hinzuschauen & zuzuhören, was so um einen herum passiert. Und wir üben!! Wenn wir die kleinen Schritte gehen und die nicht wehtun, dann kommt das Vertrauen.
Vielleicht ein paar Denkanstöße aus unserem Kosmos:
- Wir sind uns der Wirkung von Sprache bewusst.
- Wir wertschätzen die individuelle Erfahrung des Gegenübers.
- Wir nehmen die individuelle Erfahrung des Gegenübers an.
- Wir sind uns des eigenen Nichtwissens bewusst.
- Wir nehmen wahr, wie unterschiedlich wir sind, ohne reflexartig zu bewerten.