Anpassung an Klimafolgen: Ohne Öffentlichkeit geht gar nichts

21.11.2023 | Von Charlotte Bolte | Energiewende

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Unser Klima erwärmt sich. Und wir Menschen müssen uns anpassen. Das ist bisher meist gut gelungen – allerdings in Gesellschaften vor der Industrialisierung, die weniger technisiert waren und auch nicht so zahlreich. Eine Anpassung an die Klimafolgen muss deswegen gut kommuniziert werden – mit allen!

Klimaanpassung heißt nicht Verzicht auf Klimaschutz

Das wurde auch von der Politik, sowohl in der EU aus als auch auf Bundesebene, erkannt. Es gibt zudem zahlreiche Initiativen auf kommunaler und regionaler Ebene, die Konzepte erstellen und erforschen, wie sich unsere Gesellschaft auf jeder Ebene an die globale und damit letztlich auch die lokale Erwärmung anpassen kann – und das eng verzahnt mit dem Klimaschutz.

Denn: Mit steigenden Temperaturen, veränderten Niederschlagsmustern und einer Zunahme extremer Wetterereignisse müssen unsere Städte, Infrastrukturen und Gesellschaften widerstandsfähiger werden. Dabei kristallisieren sich schon jetzt einige Schwerpunkte heraus.

Einer davon ist der sorgsame Umgang mit Wasser. Wasserknappheit auf der einen und extreme Niederschläge auf der anderen Seite fordern innovative Lösungen beim Wassermanagement und seiner Speicherung. Eine solche Lösung sind Schwammstädte, die das überschüssige Regenwasser „aufsaugen“ und es in trockeneren Zeiten wieder abgeben.

Um den Hitzeschutz in Städten und Gebäuden zu verbessern, braucht es neben grünen Dächern, schattenspendenden Bäumen und einer verbesserten Belüftung, auch städtebauliche Anpassungen und die Analyse des Mikroklimas. Damit können Hitzeinseln in städtischen Gebieten vermindert und die Lebensqualität der Bewohner*innen erhöht werden.

Nicht zuletzt muss auch auf dem Schutz der menschlichen Gesundheit ein besonderes Augenmerk liegen. Extreme Hitze, Luftverschmutzung und der Anstieg übertragbarer Krankheiten erfordern präventive Maßnahmen, um vulnerable Bevölkerungsgruppen zu schützen. Doch wie ist der Stand in der politischen Diskussion?

EU legt neue Klimaanpassungsstrategie vor

Im Februar 2021 verabschiedete die Europäische Kommission ihre neue Klimaanpassungsstrategie als Teil des Europäischen Green Deals, um die EU bis 2050 klimaresistent zu gestalten. Sie zielt darauf ab, Europa besser auf die verstärkten Klimawandelfolgen vorzubereiten, indem sie vier Hauptziele verfolgt:

Intelligente Anpassung: Nutzung solider Daten und Risikobewertungsinstrumente, verstärkte Datenerhebung zu klimabedingten Risiken und Ausbau der europäischen Plattform Climate-ADAPT.

Schnellere Anpassung: Entwicklung und Einführung effizienter Anpassungslösungen, um klimabedingte Risiken zu reduzieren und den Klimaschutz zu verbessern, mit besonderem Fokus auf der Sicherstellung der Süßwasserverfügbarkeit.

Systemische Anpassung: Integration der Klimaresilienz in alle Politikbereiche und Unterstützung von Anpassungsstrategien und -plänen auf allen Regierungsebenen, einschließlich der Förderung naturbasierter und lokaler Anpassungslösungen.

Internationale Klimaresilienz: Verstärkung der internationalen Unterstützung durch erhöhte Finanzmittel und globalen Austausch zum Thema Anpassung.

Bundesregierung verabschiedet Klimaanpassungsgesetz

Die Bundesregierung hat vor kurzem im Zuge dieser EU-Vorgaben ein Klimaanpassungsgesetz mit konkreten, messbaren Zielen vorgelegt. Dieses muss fortan umgesetzt und alle vier Jahre unter Einbeziehung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse fortgeschrieben werden. Vorläufer war die deutsche Anpassungsstrategie (DAS).

Die neue Strategie basiert nun insbesondere auf den Ergebnissen einer Klimarisikoanalyse und umfasst verschiedene Handlungsfelder, die in sieben Hauptcluster gegliedert sind:

  1. Wasser: Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft, Küsten- und Meeresschutz sowie Fischerei
  2. Infrastruktur: Gebäude, Energieinfrastruktur und Verkehr bzw. Verkehrsinfrastruktur.
  3. Land und Landnutzung: Boden, biologische Vielfalt, Landwirtschaft sowie Wald- und Forstwirtschaft
  4. Menschliche Gesundheit
  5. Wirtschaft: Industrie und Gewerbe sowie die Finanzwirtschaft
  6. Stadtentwicklung, Raumplanung und Bevölkerungsschutz
  7. Übergreifende Handlungsfelder

Einige Länder setzen Klimaanpassung schon

Wie bei anderen Projekten, etwa zum Kommunalen Wärmeplan oder zur Integration erneuerbarer Energien in den Wärmemarkt, ist Baden-Württemberg mitten in der Umsetzung. Das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg wurde im Februar 2023 verabschiedet. Auch andere Länder sind bereits mit der Klimaanpassung vertraut. Nordrhein-Westfalen hat sein Klimaanpassungsgesetz beispielsweise im Juli 2021 verabschiedet, Niedersachsen bereits im Dezember 2020.

Die Richtlinien sind ähnlich. In Baden-Württemberg soll ein Monitoring alle fünf Jahre über den Stand der Umsetzung und die Wirkung wichtiger Anpassungsmaßnahmen berichten. Die Fortschreibung der Anpassungsstrategie umfasst für insgesamt elf Handlungsfelder aktuelle Vulnerabilitätsbewertungen. Ein Maßnahmenkatalog zeigt anhand von über 100 Steckbriefen auf, wie man möglichen negativen Auswirkungen des Klimawandels im Land vorbeugen und begegnen kann.

Integrierte Klimaanpassungskonzepte als Lösung

Doch wie kommen Kommunen dazu sich an das Klima anzupassen ohne den Klimaschutz aus den Augen zu verlieren? Lots* empfiehlt hier die frühzeitige Beteiligung der Bevölkerung und der Stakeholder*innen. Denn die Vulnerabilität gegenüber Klimafolgen variiert stark, abhängig von sozialen und demografischen Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand und sozialer Stellung. Zudem sind Politik, Verwaltung, Umweltämter usw. wichtige Akteur*innen, die aktiven beteiligt werden müssen.

Möglich sind eine ganze Reihe von Formaten – von der dialogorientierten Informationsveranstaltung bis hin zur aktiven Beteiligung in den Entscheidungsprozess mithilfe von Themenwerkstätten, Open Spaces, Planungszellen und Co.

Lots* schlägt zwei Aspekte bei der Beteiligung vor

Auf der Akteur*innen-Ebene:

Die Bildung eines „Bündnis Klimaanpassung“, das aus etwa 15 Akteur*innen relevanter Handlungsfelder besteht. Diese werden bei Entscheidungsprozessen von den Kommunen beteiligt, um verschiedene Perspektiven einzubeziehen. Wichtig dabei ist auf Seiten der Kommune die wiederholte Beteiligung des „Klima-Bündnis“ und auf Seiten des „Klima-Bündnis“ eine Verpflichtung und Loyalität dem Prozess gegenüber.

Auf Bevölkerungs-Ebene:

Die Nutzung von kartenbasierten Online-Plattformen ist eine Möglichkeit Bürger*innen während des gesamten Prozesses zu beteiligen. Mithilfe der Plattform können Chancen und Risiken individuell auf einer Karte verortet werden und geben der Kommune Aufschluss über Hotspots, aber auch über bereits bestehende Anpassungsprojekte. Wichtig ist dabei die Wertschätzung und Berücksichtigung der Ergebnisse bei den Entscheidungsprozessen sowie die kommunikative Begleitung.

Fazit

Die aktive Beteiligung der Bevölkerung und Akteur*innen macht Maßnahmen der Klimaanpassung greift verschiedene Perspektiven auf und macht sie transparent. Dadurch steigt die Akzeptanz und die Wahrscheinlichkeit der gemeinsamen erfolgreichen Umsetzung der integrierten Klimaanpassungskonzepte. Zugunsten aller.

Die Einbindung kompetenter Partner*innen, die diesen Prozess kommunikativ begleiten und beratend zur Seite stehen lohnt sich. Lots* unterstützt u.a. bei der Beteiligung von relevanten Akteur*innen und der Bevölkerung mit innovativen und zielführenden Formaten.

Weiterführende Informationen zum Thema:

Das UBA empfiehlt hier Werkzeuge für die Anpassung an den Klimawandel.

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Charlotte Bolte

Charlotte unterstützt Akteur*innen dabei, die Energiewende partnerschaftlich anzugehen. Mit Empathie für individuelle Bedürfnisse befähigt sie alle Beteiligten, sich aktiv einzubringen. Ihr Ansatz liegt darin, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und den Dialog zu fördern.

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