Love HR, hate Racism– so lautet das Motto der Initiative #hrespect, die sich gegen Rassismus, Diskriminierung und Rechtspopulismus stark macht. Wir haben mit Jess Koch, einem der Gründer, darüber gesprochen, warum es so wichtig ist, Personaler*innen für das Thema Rassismus zu sensibilisieren.
Wie sind die Initiative #hrespect und die dazugehörige Kampagne „Love HR, hate Racism“, entstanden?
Meine Mitgründer*innen Andishesh Ebrahimnejad, Curley Fiedler, Eva Stock, Yvonne Kaltenhöfer und ich kommen alle aus dem HR-Bereich bzw. sind dem HR verbundene Menschen, die ähnlich denken. Wir kennen uns über unterschiedliche Verbindungen in unserem Netzwerk und sind uns einig, dass Rassismus in unserer Gesellschaft – und damit auch im Berufsleben – keine Chance haben darf. Mit Eva Stock startete ich vor zwei Jahren auf dem HR Barcamp in Berlin eine Session zum Thema Rassismus und HR. Die Resonanz war sehr positiv und motivierte uns, an dem Thema dranzubleiben.
Welches Ziel verfolgt ihr?
Wir haben die Initiative ins Leben gerufen, um Menschen mit Personalverantwortung für das Thema Rassismus zu sensibilisieren und eine Plattform für den Austausch zum Thema zu bieten. Denn wir sind der Meinung, dass HR eine gesellschaftliche Verantwortung hat und sich für eine diskriminierungsfreie Unternehmenskultur einsetzen sollte. Der Beitrag, den Personalverantwortliche im Unternehmen leisten können, ist größer als in anderen Unternehmensbereichen. Aber gerade in der Personalabteilung ist es rund um das Thema Rassismus immer noch sehr ruhig. Sie könnten viel verändern, tun es aber aktuell nicht. Und hier geht es nicht um „Finger Pointing“, sondern um ein gemeinsames Sensibilisieren.
Mit unserer Kampagne wollen wir es Personalerinnen und Personalern leicht machen, offen Stellung zu beziehen. Sie können zum Beispiel unseren Hashtag #hrespect verwenden, unser Logo auf ihrer Website einbinden oder unsere T-Shirts mit der Aufschrift „Love HR, hate Racism“ tragen, gerne auch in einem Bewerbungsgespräch. Damit zeigt man einerseits den von rassistischer Diskriminierung betroffenen Personen, dass sie im Unternehmen willkommen sind, aber auch fremdenfeindlichen Menschen, dass sie mit ihrer Einstellung fehl am Platz sind.
Wird Rassismus in der Arbeitswelt nicht erkannt?
Wir alle haben Rassismen verinnerlicht – mich selbst nicht ausgenommen. In deutschen Personalabteilungen arbeiten hauptsächlich weiße Menschen. Gerade weiße Menschen in Entscheidungspositionen sollten sich fragen, wie sie dorthin gekommen sind und ob ihr Team divers aufgestellt ist. Viele Menschen denken, es reicht, wenn sie sich nicht rassistisch äußern und sich von rechten Kreisen fernhalten. Aber man kann Rassismus nicht bekämpfen, indem man schweigt und ihn ignoriert.
Für mich bedeutet antirassistisch zu sein, sich selbst und das eigene Verhalten zu hinterfragen, sich der Konsequenzen von Rassismus bewusst zu machen und zu merken, wo man ihn selbst verinnerlicht hat. Und jeden Tag bereit zu sein, Stellung zu beziehen. Deshalb bin ich schon 2019 mit dem T-Shirt mit der Aufschrift „Love HR, hate Racism“ auf die Messe Zukunft Personal gegangen.
Wie ist die Resonanz, die ihr bisher von Personaler*innen für die Initiative erfahrt?
Sehr positiv! Vor dem Launch waren wir etwas nervös und haben auch darüber gesprochen, wie wir mit negativem Feedback umgehen können und wollen. Aber das Gegenteil war nach der Veröffentlichung unserer Website der Fall: Wir haben viel Zuspruch bekommen und sind noch immer überwältigt von dem vielen positiven Feedback.
Zudem haben wir direkt Nachrichten und Anfragen von anderen HRler*innen erhalten, die mitarbeiten und die Initiative vorantreiben wollen. Und teilweise von deren Mitarbeitenden, die sich gefreut haben – sogar richtig gerührt waren, dass die Personalverantwortlichen ihres Unternehmens das Thema öffentlich unterstützen. Das freut uns unglaublich und macht uns Mut, dass wir auf dem richtigen Weg sind, mit dem Projekt eine Veränderung anzustoßen.
Was habt ihr für die Zukunft geplant?
Der gesamte Gewinn der T-Shirt-Verkäufe (mit der Aufschrift „Love HR, hat Racism“) wird momentan an Exit Deutschland gespendet. Bisher haben wir 600 Euro Spenden gesammelt. Das ist großartig und darf gerne so weitergehen. Gleichzeitig wollen wir langfristig die Aufmerksamkeit und die Reichweite für das Thema schaffen, die es braucht, um es weiter in die HR-Community zu tragen. Wir planen Workshops zum Thema Rassismus, um zu informieren und aufzuklären. Und werden als Speaker für Events gebucht.
ZUR PERSON
Jess Koch ist Mitgründer von #hrespect sowie Trainer, Berater und Coach bei HR Pioneers. Der gelernte Speditionskaufmann und Diplom Wirtschaft- und Arbeitsjurist fand zum Ende seines Studiums den Weg ins Personalwesen. Unter anderem durch sein Wirken bei der Deutschen Gesellschaft für Personalführung reifte er zum Change-Experten, der als Leiter diverser Arbeitsgruppen die Neuausrichtung an vorderster Spitze vorantrieb.
Dieser Beitrag erschien erstmals in der Oktober-Ausgabe 2021 der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK).