In der Mobilitätsdebatte zeigt sich schmerzlich, dass wir soziale und symbolische Dimensionen nicht mitdenken

25.11.2024 | Von Jörg Müller | Verkehrswende

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Wie kann Kommunikation dazu beitragen, dass Menschen ihr Mobilitätsverhalten nachhaltig ändern? Diese Frage untersuchen wir aktuell im Lots*-Forschungsprojekt gemeinsam mit 18 Partner-Organisationen aus der D-A-CH Mobilitätsbranche und vier Wissenschaftler*innen. Eine von ihnen ist Mobilitätsforscherin Dr. Jutta Deffner. Im Interview spricht sie über die soziale Dimension der Mobilitätswende und den ganzheitlichen Blick.  

Welche Erwartungen hast du an das Forschungsprojekt zum Mobilitätsverhalten? 

In der Wissenschaft sind wir kleine Schritte gewohnt, auch wenn wir uns natürlich größere wünschen und verstehen, dass es Politik und Unternehmen genauso geht. Trotzdem erhoffe ich mir, dass wir in kleinen Schritten weiterkommen. Und Kommunikationsmechanismen finden, die zuverlässig und in verschiedenen Kontexten funktionieren.  

Wie stellst du dir die Zukunft der Mobilität vor und welche Entwicklung hältst du für wahrscheinlich?  

Ich blicke momentan etwas pessimistisch auf die Entwicklungen. Trotzdem hoffe ich darauf und arbeite daran, dass wir in den nächsten 15, 20 Jahren eine postfossile Mobilität erreichen. Ich hoffe, dass wir die Konflikte auf dem Weg dahin gut aushalten können und durchstehen. Denn eigentlich sind Konflikte in der Krisensituation, in der wir uns aktuell befinden, nur natürlich 

In der Debatte um die Mobilitätswende fällt oft das Schlagwort Nachhaltigkeit. Was sollten wir dazu im Bewusstsein haben? 

Nachhaltigkeit bedeutet ökologische, ökonomische und soziale Verantwortung und dass diese drei Dimensionen gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Im Moment tun sie das nicht: Die Ökologie ist angesichts von Klima- und Biodiversitätskrise stark unterbewertet. Im Moment tun sie das nicht: Die Ökologie ist angesichts von Klima- und Biodiversitätskrise stark unterbewertet. Deswegen darf man die in der Mobilitätskommunikation auch mal besonders betonen - ohne Zeigefinder, mit Charme. Und die Herausforderung liegt darin, gleichzeitig die soziale Nachhaltigkeit im Blick zu behalten 

"In den politischen Entwicklungen der letzten Jahre zeigt sich schmerzlich, dass dieser soziale Aspekt unterschätzt wurde." 

Und wie viele Menschen von bestimmten Mobilitätsformen ausgeschlossen sind und deshalb ihre Bedürfnisse nicht erfüllen können. Die Infrastruktur wurde in den letzten Jahrzehnten weiterhin massiv für Autos ausgebaut - aber nicht alle können oder möchten sich ein Auto leisten oder Auto fahren. Die haben das Nachsehen. 

Was fehlt der bisherigen Mobilitätskommunikation aus deiner Sicht? 

Leider oft der ganzheitliche Blick: Ich erlebe immer wieder, dass die verschiedenen Disziplinen, die sich mit Mobilität und Verkehr beschäftigen, nicht gut miteinander kommunizieren und sich auch jenseits von politischen Standpunkten nicht gut verstehen. Und das Verständnis dafür, dass ein Mobilitätssystem Bedürfnisse erfüllen muss: Manchmal ist sie ein Bedürfnis, um andere Bedürfnisse zu erfüllen, manchmal auch Selbstzweck. Aber im Grunde geht es immer um Bedürfniserfüllung. Also darum, uns als Menschen Beweglichkeit zu ermöglichen, die Freude bereitet und attraktiv ist. 

Dr. Jutta Deffner ist Raum- und Umweltplanerin und Mobilitätsforscherin. Am außeruniversitären, gemeinnützigen ISOE-Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main leitet sie das Forschungsfeld Nachhaltige Gesellschaft und Gesellschaft und forscht an zukunftsfähigen Mobilitätskonzepten.  

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Jörg Müller

Jörg Müller ist Geschäftsführer von Lots*, systemischer Moderator und strategischer Kommunikator. Seit langem begleitet er vor Ort und digital Beteiligungsformate. Ob digitale Bürgersprechstunde oder Zukunftswerkstatt: Jörg ist überzeugt, dass sich fast alle Themen mit einer guten Konzeption, Klarheit in der Themenstellung und einem auf die Zielgruppen abgestimmten Beteiligungs- und Kommunikationskonzept bearbeiten lassen. Unsere internen Meetings und Team-Tage wären ohne Jörgs strukturierende Klebezettel nur halb so bunt. Diese wurden auch schon in seiner heimischen Küche gesichtet.

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