Ein paar Gedanken und ein Learning vom Diversity-Netzwerktreffen MACHBUNT! der VKU Service GmbH des VKU, auf dem ich moderieren und viele interessante Diversity Manager*innen und solche, die es werden wollen, kennenlernen durfte.
Diversitätsmanagement noch am Anfang
Diversität ist und bleibt ein umkämpftes Feld! Zwei Schritte vor, anderthalb zurück. Und das zieht sich offensichtlich durch die gesamte kommunale Branche und scheint Großen wie Kleinen von Bremen bis Wien, von der Pfalz bis Leipzig ähnlich zu gehen. Es wirkt vielerorts so, als wäre die systematische Einführung von Diversitätsmanagement noch am Anfang, in den Kinderschuhen. Es gibt noch keine durchgehende Selbstverständlichkeit, kein unternehmensweit geteiltes Verständnis für Diversität, wenig bis kein Budget. In der Lots*-Zukunftsvision wird Diversity irgendwann so selbstverständlich sein wie Marketing oder Personalentwicklung (meine Kollegin Marianne Großmann bekommt die Credits für diese These).
Strategie: Kommunikation und kreative Lösungen
Eine Diversitätsstrategie zu formulieren, durchbricht eine Schallmauer für das Diversity Management. Sie zu kommunizieren, mit dem Vorstand und Stakeholder*innen abzustimmen und mit Leben zu füllen, sind weitere dicke Bretter, die es zu bohren gilt. Solche Prozesse erfordern oft mehr Zeit, indirekte Ansätze und möglicherweise die eine oder andere kreative Lösung oder Guerilla-Taktik.
Wissen weitergeben
Manchmal müssen wir auch in unseren Reihen noch über Selbstverständlichkeiten sprechen. Das hält auf und wirft zurück. Wenn wir z. B. nochmal von vorne erklären müssen, dass Sexismus schlecht für alle ist. Es überrascht mich, dass es noch immer nicht selbstverständlich ist, Männer als Unterstützer für Geschlechtergleichheit zu gewinnen. Manche fühlen sich dadurch offenbar angegriffen – ein Standpunkt, der längst überholt sein sollte. Müsste das nicht heute angekommen sein? Andererseits ist die Thematisierung von Sexismus in der Arbeitswelt angekommen. Ein Erfolg, wenn man es im Zeitverlauf betrachtet: Kolleg*innen, die vor 30 Jahren als Azubis angefangen haben, können noch von viel offensiverem Sexismus berichten.
Geduld ist eine Tugend, Lösungsorientierung eine Pflicht
Mir als gegen Diskriminierung engagierter Mensch geht die Geduld aus. Ich will es schneller, strategischer, besser. Warum geht da nicht mehr? Meine Kund*innen höre ich sagen: Es ist frustrierend, dass es so langsam voran geht. Als Beraterin weiß ich jedoch: Zeit ist eine relevante Dimension in der Organisationsentwicklung. Der richtige Zeitpunkt, die Phasen der Veränderung, Systeme verändern sich langsam.
Der Perspektivwechsel aufs Große Ganze hilft, dranzubleiben. Der Fokus auf kleinste Erfolge motiviert durch saure Zeiten. Der Fokus auf eine gemeinsame Aufgabe und ein Wir stärkt und aktiviert die Ressourcen. Die Dimension der Zeit ist in meiner Beratungshaltung verankert, um Kund*innen in ihrer Aufgabe angemessen zu begleiten, zu coachen und zu beraten. Zu wissen, wo die Hürden sind, warum es nicht so einfach ist, mal etwas umzusetzen. Die beste Freundin der Geduld ist jedoch die Lösungsorientierung. Offen im Kopf für Gelegenheiten und neue Herangehensweisen zu bleiben, ist essentiell. Als Beraterin muss ich mir schon von Berufswegen her meine konsequente Lösungsorientierung erhalten. Das trägt durch die Zeit – auch wenn es mal wieder länger dauert.