Während wir langsam und vereinzelt in die Büros zurückgekehrt sind, drängt sich die Frage auf, wie sich unsere Bürowelt in Zukunft weiter verändern wird. Viele Unternehmen haben in möglichen Bereichen auf digital umgestellt. Die Produktivität sank nicht, Führungskräfte wie Teams waren jederzeit erreichbar und eine neue Lockerheit im Umgang mit Videokonferenzen aus Küchen und Wohnzimmern entstand.
Hybrides Arbeitsmodell – Mal zu Hause, mal im Büro
Wir bei Lots* setzen aktuell das sogenannte „Hybrid Workplace Model“ um. Das heißt: Einige Kolleg*innen arbeiten im Büro, während es andere von zu Hause tun. Denn: Seit August dürfen unter Beachtung geltender Hygiene- und Abstandsregeln wieder bis zu 50 Prozent unseres Teams ins Büro.
Unsere Meetings sind so aufgesetzt, dass sie gleichzeitig ein Microsoft Teams-Call sind, so dass die Möglichkeit sich in das Meeting per Smartphone oder Laptop einzuwählen, immer zur Verfügung steht. Bedingt durch unseren zweiten Standort in Berlin, haben wir das aber bereits vor der Pandemie so gemacht. Auch konnten wir immer schon arbeiten, wo wir wollen – und haben das auch genutzt. Es gab nie den Zwang ins Büro zu gehen, um zu zeigen, dass man arbeitet.
Für uns geht es um das Arbeitsergebnis, das mit einem Wandel der Unternehmenskultur – weg von der Präsenzkultur hin zur Ergebniskultur – einhergeht. Die „neue Normalität“ verlangt nun mal ein hohes Maß an Flexibilität! Für mich bedeutet dieses Modell vor allem viel Freiheit und Selbstbestimmung – aber auch viel Selbstverantwortung.
Desksharing – Mein Schreibtisch ist dein Schreibtisch
Wenn ich zwei bis drei Mal in der Woche ins Büro gehe, beginnt mein Tag immer gleich: mit der Auswahl meines Arbeitsplatzes. Einen eigenen Schreibtisch habe ich nicht. In unserem Büro gibt es bewusst weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter*innen. Das Konzept nennt sich „Desksharing“ und ist aus der Beobachtung heraus entstanden, dass die Schreibtische in einem Büro oft nur zu einem Teil besetzt sind, verfügbare Büroflächen also nicht effizient genutzt werden. Bei uns Lots*innen war das schon vor Corona der Fall. Denn: Die Hälfte des Teams war meistens in Workshops oder auf Kund*innenterminen in ganz Deutschland unterwegs.
Zudem ergeben sich im Laufe einer Woche verschiedene Aufgaben, die unterschiedliche Anforderungen an einen Arbeitsplatz stellen. Zum konzentrierten Lesen oder Konzeptschreiben eignet sich ein ruhiger Arbeitsplatz, zur kreativen Problemlösung eine möglichst inspirierende Umgebung – mit Raum für einen gemeinsamen Austausch.
Das Modell zeigt, dass flexible Arbeitsplätze durchaus die Kreativität fordern können. Jedes Mal mit anderen Menschen im Raum zu sitzen, mit denen man sich verständigen kann, fördert die Kommunikation im Team insgesamt. Und das macht sich auch in der Produktivität bemerkbar: Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Unternehmen, die das Konzept des Desksharing anwenden, bessere wirtschaftliche Ergebnisse erzielen.
Clean Desk – Der Schreibtisch als Ort der Sauberkeit
Dass ich trotzdem einen Lieblingsplatz habe, den ich zwei von drei Mal auswähle, bestreite ich nicht. Aufgeräumt wird der Platz aber immer. Da wir keine festen Arbeitsplätze haben, gilt bei uns die Clean-Desk-Policy. Mit anderen Worten: Zu Feierabend ist der Schreibtisch blank – und in Zeiten von Corona und Hygienekonzepten natürlich auch desinfiziert.
Es gibt viele Studien und Menschen, die die Unordnung am Schreibtisch als kreatives Chaos anpreisen. Sich ablenken, den Blick wandern lassen, ob nun über Papierstapel oder Familienfotos, kann inspirieren. Der Blick aus dem Fenster auch. Zudem gibt es genau so viele Studien, die das Gegenteil behaupten. In Bezug auf meine eigene Produktivität merke ich, ehrlich gesagt, keinen Unterschied.
Das Büro der Zukunft
Corona hat uns den Wert des Büros als relevanten Lebensort wieder vor Augen geführt. Die Entwicklung einer neuen Denk- und Gestaltungsweise hatte sich bereits vor der Pandemie abgezeichnet. Nun nimmt sie spürbar Fahrt auf: Büros sind mehr als Arbeitsflächen – sie sind Orte der Kommunikation und der Kreativität.
Menschen wollen sich austauschen – und das eben auch mal persönlich und physisch. Ich bin mir sicher, dass sich der Wohlfühlfaktor und der Vernetzungsgedanke auch in Zukunft bei der Entwicklung von Arbeitsmodellen- und räumen eine große Rolle für uns spielen werden.
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