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Allyship: Wie Unternehmen Verbündete für Vielfalt gewinnen

Geschrieben von Caroline Günther | 15.07.2022

Das Prinzip der Solidarität und Verbundenheit gewinnt auch in Unternehmen eine größere Bedeutung. Die Stadtwerke Lübeck beziehen „Allyship“ in ihre Diversity-Strategie ein.

Wir wissen nicht, wie es ist, Schwarz in einer weißen Mehrheitsgesellschaft, die einzige Frau unter lauter Männern im Vorstand oder lesbisch unter lauter Heteros zu sein – es sei denn wir sind es. Wir können aber versuchen, uns in die Lage zu versetzen, wie sich die Realität aus ihrer Perspektive anfühlt, solidarisch sein und uns für andere stark machen – auch ohne eigene Betroffenheit.

Solidarität zeigen ist das, was Privilegierte für andere Menschen tun können, indem sie ihre Privilegien richtig einsetzen: Sie können auf Themen aufmerksam machen, die nicht alle Menschen betreffen. Das ist eine Form von „Allyship“. Der Begriff „Ally“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Verbündete*r“. Allies setzen sich für Betroffene und gegen diskriminierende Handlungen und Strukturen ein.

Haltung zeigen, statt zu schweigen

Dabei müssen Sie nicht auf eine groß angelegte Diversity-Strategie im Unternehmen warten. Ein Kollege hat eine diskriminierende Äußerung gemacht? Greifen Sie ein und machen Sie klar, dass das nicht die einzige Meinung im Raum ist. Erklären Sie, dass derartige Kommentare nicht akzeptabel oder repräsentativ für Ihr Unternehmen sind.

Wie können wir uns für unterrepräsentierte Kolleg*innen und Gruppen aus unserem Arbeitsbereich einsetzen? Zum einen, indem wir sie empfehlen. In Meetings können wir ihre Ideen unterstützen, sie vorschlagen, wenn es um Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen geht, sie und ihre Leistungen in Gesprächen mit anderen erwähnen. Und: auch das, was wir von ihnen gelernt haben.

Verbündete*r sein hat viele Gesichter

Unternehmen, die Vielfalt wirklich fördern wollen, müssen im Zuge ihrer Diversitätsstrategie raus aus der Personalabteilung und rein in die Belegschaft, um dort weitere Multiplikator*innen und Unterstützer*innen zu finden. Menschen, die bereit sind, sich für andere einzusetzen und Barrieren für diejenigen abzubauen, die bislang von Strukturen und Prozessen ausgeschlossen wurden.

Ein Weg, den auch die Stadtwerke Lübeck einschlagen. Um Diversität und Chancengleichheit zu fördern, setzt das kommunale Unternehmen auf Verbündete aus verschiedenen Abteilungen und Bereichen. „Wir haben ein Diversity Board gegründet, das aus freiwilligen Teilnehmenden des gesamten Unternehmens besteht – vom kaufmännischen Bereich bis zum Fahrdienst", erzählt Lars Hertrampf, Pressesprecher bei den Stadtwerken Lübeck.

Vielfalt als Teil der Unternehmenskultur

Diese Mitarbeitenden nehmen sich dem Thema Vielfalt bei den Stadtwerken Lübeck an, entwickeln Ideen und geeignete Formate für Maßnahmen. Ihr Einfluss in den jeweiligen Abteilungen verleiht den Anliegen marginalisierter Gruppen ein zusätzliches Gewicht und unterstützt dabei, ihre Themen glaubwürdig voranzutreiben“, erzählt Hertrampf.

„Für mich bedeutet Allyship, Ansprechpartner*innen im Unternehmen zu benennen, aber auch Kolleg*innen für das Thema zu sensibilisieren und Angehörigen marginalisierter Gruppen zu zeigen: Wir sind an eurer Seite, ihr gehört zu uns! Vielfalt als Teil der Unternehmenskultur geht alle Mitarbeitenden etwas an. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Mitglieder unseres Diversity Boards aus möglichst unterschiedlichen Bereichen kommen, um die Themen wiederum an ihre Kolleginnen und Kollegen heranzutragen. Dabei stellen wir fest: Das Thema rückt näher an die Belegschaft und stößt auf einen höheren Zuspruch,“ so Hertrampf.

Hilfreiche Formulierungen, um auf diskriminierende Situationen zu reagieren

  • „Ich fühle mich nicht wohl mit dem, was du gerade gesagt hast.

  • „Vielleicht hast du es nicht so gemeint, aber das klingt für mich rassistisch/sexistisch etc.

  • Zu einem Zeugen: „Hast du das auch gerade gehört?“

  • „Was hat dich dazu bewogen, diese Äußerung zu machen?“

  • Wenn Betroffene anwesend sind, diese einbeziehen: „Ich möchte, dass du weißt: Du bist nicht allein.“

 Dieser Beitrag erschien erstmals in der Mai-Ausgabe 2022 der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK).